Kugelgewindespindeln - GROB GmbH Antriebstechnik

Inhalt

1. Was ist ein Kugelgewindetrieb?

Ein Kugelgewindetrieb (KGT) ist ein mechanisches Bauteil, das eine Drehbewegung in eine lineare Bewegung umwandelt – oder umgekehrt. Dabei laufen kleine Stahlkugeln zwischen Spindel und Mutter, was die Bewegung besonders reibungsarm und präzise macht. Der große Vorteil: Fast kein Verschleiß, höchste Effizienz (bis zu 98 % Wirkungsgrad) und punktgenaue Positionierung.

Was der Wirkungsgrad (%) ist, und wie dieser berechnet wird, erfahren Sie hier

Kugelgewindespindel neu

Kugelgewindemutter von innen

2. Hochpräzisions- vs. Standard-Kugelgewinde: Was ist der Unterschied?

Standard-KGTs werden oft für Transportaufgaben eingesetzt, bei denen es nicht auf hundertstel Millimeter ankommt. Sie haben Spiel, einfachere Fertigung und weniger enge Toleranzen. Dafür sind sie auch kostengünstiger.

Hochpräzisions-KGTs dagegen:

  1. haben sehr geringe Fertigungstoleranzen
  2. sind häufig spielfrei (vorgespannt)
  3. werden fein geschliffen oder gewirbelt
  4. arbeiten zuverlässig bei Mikrometer-Genauigkeit

Kurz gesagt: Hochpräzisions-KGTs sind die „Feinwerkzeuge“ unter den Kugelgewindetrieben.

Wirkungsgrad Kugelgewinde Diagramm - GROB Antriebstechnik

Je kleiner die Reibung (μ) und je größer der Steigungswinkel, desto höher ist der Wirkungsgrad. Kugelgewindetriebe und Trapezgewindetriebe im Vergleich.

3. So funktioniert ein Kugelgewindetrieb

Die Kugeln rollen in einem geschlossenen Kreislauf zwischen Spindel und Mutter. Dreht sich die Spindel, bewegt sich die Mutter linear – oder umgekehrt. Je nach Anwendung gibt es zwei Grundfunktionen:

  1. Funktion A: Drehung der Spindel → Längsbewegung der Mutter
  2. Funktion B: Längsbewegung der Spindel → Drehung der Mutter

Durch die Rollbewegung ist der Energieverlust minimal, und die Bewegung läuft ruckfrei und genau.

Funktionen von Kugelgewindetrieben KGT

4. Herstellungsverfahren: gerollt, gewirbelt, geschliffen

Es gibt drei Wege, ein Kugelgewinde herzustellen – je nach Einsatz und gewünschter Präzision:

4.1 Gerollt – günstig und schnell

Das Gewinde wird durch Kaltverformung „gewalzt“. Das spart Zeit und Geld, ist aber nicht so genau. Ideal für einfache Anwendungen mit mittlerer Belastung.

Typisch für:

  1. Serienfertigung mit moderaten Anforderungen
  2. Anwendungen mit Spiel zulässig
  3. Toleranzklassen z. B. C7

4.2 Geschliffen – das Präzisionswunder

Hier wird das Gewinde geschliffen – das aufwendigste, aber auch genaueste Verfahren. Es entstehen extrem glatte Oberflächen und höchste Maßhaltigkeit. Dafür ist diese Variante am kostenintensivsten.

Typisch für:

  1. CNC-Maschinen, Präzisionsachsen
  2. Positionierantriebe in der Medizintechnik
  3. Toleranzklassen T3 und besser

4.3 Gewirbelt – der Mittelweg

Ein spanendes Verfahren: Mit einem rotierenden Werkzeug wird das Gewinde genau ausgeformt. Das ist präziser als die gerollte Version und günstiger als geschliffene Variante – ein idealer Kompromiss.

Typisch für:

  1. Anwendungen mit höheren Anforderungen
  2. gute Oberflächen und kleine Toleranzen
  3. Toleranzklassen z.B. C5–C3
Kugelgewindespindel in der Fertigung - GROB GmbH Antriebstechnik

Kugelgewindespindel in der Fertigung

5. Was bedeuten die Toleranzklassen C1, C3, C5, C7?

Toleranzklassen geben an, wie genau die Spindel gefertigt ist – also wie groß die maximale Abweichung bei der Positionierung ist:

Klasse

Maximale Abweichung über 300 mm

Anwendung

C1
±3 µm
Hochpräzisions-Maschinenbau, Optik, Halbleiter
C3
±7 µm
CNC-Fräsen, anspruchsvolle Medizintechnik
C5
±23 µm
Automatisierung, industrielle Achsen
C7
±50 µm
Transport, einfache Positionierung

Klasse

Maximale Abweichung über 300 mm

Anwendung

Wichtig: Je kleiner die Toleranzklasse (z.B. C1), desto genauer ist das Produkt.

6. Unterschied zwischen T-Klasse und C-Klasse bei Kugelgewindetrieben

In Datenblättern oder Katalogen begegnet man oft zwei unterschiedlichen Bezeichnungen für Genauigkeitsklassen: C-Klassen und T-Klassen. Beide geben Auskunft über die Fertigungsgenauigkeit eines Kugelgewindetriebs – doch sie folgen unterschiedlichen Normen und Zwecken. Ein kurzer Überblick:

6.1 C-Klassen

Diese Klassen stammen aus der ISO-Norm (ISO 3408) und beziehen sich auf die Fertigungstoleranz der Steigung – also darauf, wie genau die Position über eine bestimmte Länge getroffen wird.

6.2 T-Klassen

Diese Bezeichnungen kommen oft aus Firmenstandards oder ergänzen die C-Klassen – insbesondere in deutschen oder europäischen Katalogen. Sie beziehen sich ebenfalls auf Positioniergenauigkeit, werden aber häufig genutzt, um firmeninterne Qualitätsstufen oder zusätzliche Kriterien (z.B Vorspannung, Spiel, Rundlauf) zu kennzeichnen.

  1. T3 entspricht etwa C3
  2. T5 ≈ C5
  3. T7 ≈ C7

Achtung: Nicht jede T-Klasse ist direkt 1:1 auf die C-Klasse übertragbar – sie sollte immer im Datenblatt geprüft werden.

6.3 Im Überblick

Herkunft

Bedeutung

Anwendung

C-Klasse

ISO-Norm
Maß für Steigungsgenauigkeit in µm
Technischer Standard weltweit

T-Klasse

Herstellerstandard
Erweiterte Klassifizierung mit Spiel/Vorspannung
Ergänzend zu C, oft in Katalogen

Herkunft

Bedeutung

Anwendung

Wenn Sie auf der sicheren Seite sein wollen (z.B. für internationale Ausschreibungen), ist die C-Klasse als ISO-Standard klarer definiert. Die T-Klasse kann aber zusätzliche Qualitätsmerkmale beschreiben, die über die reine Maßtoleranz hinausgehen.

7. Anwendungsbereiche mit Beispielen

In CNC-Fräsmaschinen oder Drehbänken werden Hochpräzisions-KGTs zur Positionierung der Werkzeugachsen eingesetzt – oft mit Genauigkeiten im Mikrometerbereich.

In der Computertomografie (CT) bspw. bewegt ein KGT die Röhre oder den Tisch exakt. Auch in Laborautomatisierung und OP-Robotern ist Präzision entscheidend.

Hier braucht man Antriebe, die bei extremen Temperaturen zuverlässig funktionieren – etwa für Positioniereinheiten in Satelliten oder Aktuatoren in Flugzeugflügeln.

Bei der Herstellung von Linsen, Lasern oder Mikroskopen zählt jedes µm. Hochpräzisions-KGTs justieren Komponenten exakt – etwa bei der Justierung von Strahlengängen.

Zum Beispiel für Zielsensoren, ferngesteuerte Plattformen oder präzise Steuerungen in opto-mechanischen Systemen – robust und gleichzeitig hochgenau.

In der Lithografie und Bearbeitung von Halbleiterscheiben werden hochpräzise Bewegungen für Belichtung, Messung und Förderung benötigt. KGTs sorgen hier für gleichbleibende Qualität.

Ein einziger Fehler im Nanometerbereich kann einen ganzen Chip unbrauchbar machen. Deshalb kommen hier KGTs mit Toleranzklasse C1 zum Einsatz.

8. Vor- und Nachteile

Nachteil Kreuz rot

Nachteile

Höherer Preis als bei Standard-KGTs, besonders bei geschliffener Ausführung


Empfindlicher gegen Schmutz – saubere Umgebung oder Abdichtung notwendig


Etwas aufwendiger in der Konstruktion – z.B. wegen Vorspannung und Montage

Häkchen Piktogramm Vorteil grün

Vorteile

Extrem hohe Genauigkeit – perfekt für Positionieraufgaben im Mikrometerbereich


Sehr hoher Wirkungsgrad (bis zu 98 %) – energieeffizient und verschleißarm


Lange Lebensdauer durch Rollreibung statt Gleitreibung


Spielfreie Ausführung möglich – ideal für dynamische Systeme


Breites Anwendungsspektrum – von Maschinenbau bis Luft- und Raumfahrt

KGT_GIF

9. Fazit: Wann brauche ich einen Hochpräzisions-KGT?

Wenn es nicht einfach nur „funktionieren“, sondern hochpräzise funktionieren soll – z.B. bei feinfühligem Positionieren, in sicherheitskritischen Systemen oder bei empfindlichen Werkstücken. Dank unterschiedlicher Toleranzklassen und Fertigungsverfahren findet sich für fast jedes Budget und jede Anwendung die passende Lösung.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen? Sagen Sie uns Ihre Meinung

Häufig gestellte Fragen zu Hochpräzisions-KGTs

Diese Art Kugelgewindespindeln sind mit reduziertem Axialspiel und hoher Maßhaltigkeit gefertigt. Dadurch können Sie in Bearbeitungszentren oder sonstigen Anlagen mit hoher Genauigkeit eingesetzt werden

C7 bis C1 sind gängig. C3–C1 für Positionieren, C7–C5 für Transport. Maßgeblich sind Ihre Anforderungen an Spindellänge, Spiel, Wiederholgenauigkeit und Belastung.

Hochpräzisions-Kugelgewindespindeln haben engere Toleranzen, weniger Spiel und höhere Steifigkeit. Sie eignen sich für exakte Positionieraufgaben – Standardspindeln eher für einfache Vorschub- und Transportbewegungen.

Vorspannung eliminiert Spiel, erhöht Steifigkeit und Präzision. Wichtig bei Positionieraufgaben, weniger relevant beim Transport.

Gerollt: kaltverformt, günstig, mittlere Präzision.

Geschliffen: spanend geschliffen und damit höchstpräzise.

Gewirbelt: spanabhebend geformt, schneller als die geschliffene Version und präziser als die gerollte Variante.

Schwerlasttypen haben robuste Laufbahnen und große Kugeln. Hochgeschwindigkeits-Typen nutzen größere Steigungen und spezielle Umlenkungen.

Wellen-Ø von 4–300 mm, Steigungen von 1–80 mm, Längen bis 12.000 mm (einteilig), bis 22.000 mm (mehrteilig verbunden).

Bei Spindeln: induktionsgehärteter Spezialstahl. Bei Muttern: vakuum-aufgekohlter Stahl. Sichert Lebensdauer und Belastbarkeit.

Die Lebensdauer kann theoretisch errechnet werden. Grundlage dafür ist die Lebensdauerberechnung für Kugellager. Sie wird beeinflusst von der Drehzahl, der Tragzahl und der Axialkraft.

DN = Durchmesser × Drehzahl. Mit dieser Formel kann die maximale Mutterdrehzahl errechnet werden.

Verschiedene Umlenkungen (intern, extern), Flanschformen, Mehrfachmuttern, kompakte Ausführungen und Sondergewinde.

Positionierungstypen sind vorgespannt (spielarm), Transporttypen haben Spiel und sind einfacher – aber für genaue Bewegungen ungeeignet. Hohe Präzision spiegelt sich außerdem im Anschaffungspreis wieder.

Ja, es gibt Einzel-, Doppel- und Sondermuttern. Austausch ist bei Normteilen meist problemlos, bei Sonderformen bedingt möglich.

Meist über Schmierbohrungen für Öl oder Fett. Eine regelmäßige Schmierung ist wichtig für Lebensdauer und Laufruhe.

Seitenkräfte sind absolut zu vermeiden. Es darf keine Überbestimmung durch die Spindellagerung entstehen. (De-)Montage der Mutter immer mit Hülse, ansonsten fallen die Kugeln aus der Mutter.

Ja. Es gibt Miniaturkugelgewinde und kompakte Bauformen mit kleinem Außendurchmesser und verkürzter Mutter – ideal für beengte Bauräume.

Frage nicht dabei?
Genauigkeit test

Sie wollen mehr erfahren?

Genauigkeit und Präzision

In der elektromechanischen Antriebstechnik entscheidet die Genauigkeit über Erfolg oder Misserfolg Ihrer Anwendungen. Doch was bedeutet Präzision wirklich, und warum ist sie so entscheidend? Unser Fachartikel beleuchtet, worauf es bei der Planung und Umsetzung ankommt.

Mehr lesen